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„Wollen Sie wissen, womit Sie Ihren Vortrag beginnen sollen? Fangen Sie mit einer Geschichte an. Springen Sie einfach mitten rein. Sorgen Sie dafür, dass die Worte, die über Ihre Lippen kommen, Ihre Zuhörer angenehm überraschen – einfach, indem Sie anders sind als erwartet“

Lessons Learned

  • Kreativität - kann man das lernen?
  • Improvisation - narratives Denken
  • Storytelling - für viele Momente

Kreativität und Inspiration

Unser Gedächtnis liebt Geschichten, Episode, Ereignisse (Prof. Dr. Heint Schirp, 2006). Kreativität, die Offenheit für neue Erfahrungen, ist hilfreich, wenn man Geschichten finden und formulieren will. James Kaufmann sagt: „kreativ ist alles, was einerseits neu ist und originell  - und zugleich nützlich, also seiner Aufgabe angemessen.

Der Prozess der Kreativität (von creare (lat.) erschaffen, hervorbringen) durchläuft 4 typische Stadien.

  1. Er beginnt mit einer Frage, die unsere Neugierde weckt, die uns fesselt.
  2. Setzt sich fort in der Reifung. Nach einer Zeit des Tüftelns/Kniffelns, legen wir die Frage zur Seite, gehen spazieren, schlafen eine Nacht darüber. Hier scheint die  Art und Weise der Ablenkung wichtig zu sein. Bewusste und unbewusste Prozesse sind an der Reifung der Idee beteiligt.
  3. Es folgt die Einsicht. Ein Aha-Erlebnis, der Heureka-Moment. Mal ist dies eine vage Ahnung, mal ein Geistesblitz. Menschen stellen sich die Frage, wie sie einen genialen Einfall von einer Schnappsidee unterscheiden können.
  4. Am Ende des Prozesses steht die Ausarbeitung. Hier durchleben wir ein Wechsel der Gefühle auf eine Skala von Euphorie bis Selbstkritik, Unsicherheit und Angst.

Kreativität kann im Alltag eine emotionale Aufwärtsspirale in Gang setzen, in der sich neue Ideen und gute Laune wechselseitig nach oben schaukeln. Gute Stimmung und Kreativität befruchten sich gegenseitig. In guter Stimmung kommen uns wichtige Erkenntnisse häufig leichter.

Man kann sagen, dass Gefühle „Kreativitätsbooster“ sind. Negative Emotionen sind ebenso förderlich. Wut macht z.B. kämpferisch. Sie gibt uns einen Energieschub. Wir können härter und länger arbeiten. Wir tüfteln, bis uns die (kreativen) Ideen einfallen.

In Studien wurde erwiesen, dass Menschen besonders einfallsreich sind, die ihre Gefühle als sehr intensiv erleben – die guten, wie die schlechten. Diese Menschen fühlen einen starken inneren Antrieb, schöpferisch tätig zu sein. Bleibt Kreativität ein Wunder?

Um die eigene Kreativität anzuregen, können verschiedene Mittel genutzt werden. Lara Hartig (Geowissen, 2021) stellt einige Wege zu mehr Inspiration vor. Dabei werden die Sinne, Bewegung, Ernährung und Verinnerlichung angesprochen. So werden Menschen z.B. durch die Farbe Blau eher in eine Stimmung gebracht sich an Neues heranzuwagen. Dunkelheit lockt freieres, risikofreudigeres Denken aus uns hervor. Bewegung fördert unsere Kreativität  - Meetings, in denen die Kollegen stehen und gehen, sind somit deutlich kreativer und effektiver. Gesundes Essen und ausreichender Schlaf sind ebenso förderlich wie regelmäßige Meditation. Letztere vermindert Stress und löst Angst und Unsicherheit. Sie stärkt unsere Achtsamkeit gegenüber uns selbst und anderen Menschen.

Improvisation

Improvisation kann ebenso förderlich für unsere Kreativität und somit das Storytelling sein. Keith Johnstone (Improvisation und Theater, 2002) sagte: „schalte den verneinenden Intellekt aus, und heiße das Unbewusste als Freund willkommen.“ Improvisation ist das Bekenntnis zur Unwägbarkeit der Zukunft. Wer improvisiert, setzt sich den Kühnheiten der Freiheit aus. Der Freiheit, die Flügel verleiht, aber auch das Risiko birgt, der Sonne zu nahe zu kommen und abzustürzen.

Wie gelingt es Improvisation zuzulassen, welches Denken und Verhalten verhindert diese Freiheit?

Hilfreich ist es die Fähigkeit zu entwickeln, mit dem was uns umgibt („was für ein Chaos“) Lösungen zu finden, Geschichten zu kreieren (Jürgen Schäfer, Geo Wissen 2021) . Das funktioniert, wenn wir die Offenheit und Gelassenheit haben, auf das aufzubauen, was uns das Leben jeweils zuspielt, unausgegorene, noch im Prozess befindliche Gedankengänge nach außen zu bringen, individuelle Assoziationen zulassen und aus ihrer Fülle zu schöpfen. Die Freude an den Ideen anderer zu vergrößern und diese weiterzuentwickeln. Es ist nützlich das Verhalten von Menschen und die damit verbundene Emotionen besser zu verstehen und so Geschichten zu entdecken.  Es ist hilfreich flexibel im Umgang mit Unvorhergesehenem zu sein. Das bedeutet auch an Störungen (nicht schlüssigen Gedanken/Ideen anderer)  anzuschließen und etwas Eigenes hinzuzufügen und Neues zu schaffen.

Das unvorhergesehene als Geschenk annehmen. „Yes, and…“: Als Geschenk, das einem die Tür zu einer neuen Denkrichtung öffnen könnte. Nein heißt Stillstand.

Improvisation und so auch Storytelling will Bewegung, will weitergehen.

Zerstört wird Improvisation, Kreativität und damit eine gute Story durch die Haltung: „Bloß nicht!“. Der Flucht oder dem Ausweichen, der Skepsis in einer Situation. Menschen zeigen dies z.B. dadurch, dass sie emotional, gedanklich oder körperlich blockieren, negativ sind, kneifen, Ideen anderer auslöschen, über Dinge sprechen, die an einem anderen Ort stattfinden, ausweichen, ablenken und verwirren, unpassende Gags reißen, Konflikte kreieren.

Für Improvisation und gute Geschichten ist es gut die Haltung „Yes, and“ zur eigenen zu machen.

„Yes, and“:  zuhören, neugierig bleiben!, Geh vorwärts – voller Mut und Freude ins Ungewisse, Sag ja und gib etwas dazu. Im Jasagen stecken Energie und ein kräftiges „Ich glaube an dich und deine Idee“, Sei schneller als der Polizist in deinem Kopf. Überliste  die innere Zensur. Gewinne Lust am Scheitern.

Storytelling

Die Kraft des Erzählens – narratives Denken

Storytelling ist gehirngerechte Kommunikation. Geschichten sind besonders gehirngerecht, weil sie bildhaft, bewegungsreich und anschaulich sind. (Werner Fuchs, Neuroexperte) Storytelling forciert das Arbeiten mit Bildern. Es entstehen innere Bilder:  Mental Images. Diese wirken stark auf Meinungen, Einstellungen, Überzeugungen und ebenso auf Verhaltensabsichten. Bilder wirken direkt, ohne Umwege auf das Unterbewusstsein.

Es gibt 2 Arten über die Realität zu kommunizieren. Eine rein fachlich–argumentierende, logisch-wissenschaftlich und eine narrative. Jerome Brunner (1986)sagt, dass beide Denkweisen nötig sind, da mit dem argumentativen Denken Fakten und die allgemeinen Regeln und Gesetze der Welt erfasst werden und mit dem narrativen Denken  Zusammenhänge, Sinn, Orientierung und Vision für die Zukunft geschaffen werden. Um Menschen zu erreichen und ihnen das Verarbeiten und Behalten von Informationen zu erleichtern, müssen beide Gehirnhälften – die logische, rationale (links) und die emotionale (rechts) - angesprochen werden. Storytelling ermöglicht diese Art der Ansprache.

 

 

Geschichte aufbauen und erzählen

Eine Geschichte sollte zum  Sprechanlass passend gewählt werden. Und wo kann man Geschichten finden? Geschichten lassen sich überall finden, in persönlichen Ereignissen, Lebenslinien, Biografien, beruflichen oder privaten Verbindungen, allgemeinen Ereignisse, aktuellen Geschehnissen, Nachrichten. Geschichten werden dann besonders spannend, wenn es Veränderungen, Wendepunkte oder Krisen gibt. Im Folgenden sind einige Geschichtstypen aufgelistet:

Die Anekdote, ist eine kurze, impressionistische Szene (1-2 Minuten). Sie konzentriert sich auf den Moment, den Charakter, auf eine bemerkenswerte, charakteristische Begebenheit im Leben einer Person, Institution. Die Pointe ist der wesentliche Teil. Hier wird die Botschaft der Anekdote kurz klar formuliert.

Die Feuerprobe. In ihr wird die Bewältigung von etwas Großem (Prüfung, Reise, Umzug, Veränderung) beschrieben. Eine Feuerprobe ist ein Ereignis im eigenen Leben, etwas Großes (Prüfung, Reise, Umzug, Veränderung), aus dem man grundlegend Wichtiges gelernt hat. Ihre Feuerprobe sollte mit einer inspirierenden Note enden, so dass Zuhörer mit Energie aus dem Vortrag gehen. Die Länge ist je nach Anlass zu messen. Die Feuerprobe sollte eingebettet sein im Vortrag, also nicht als Einstieg und nicht am Ende platziert sein. Die Zuhörer brauchen etwas Vor- und Nachlauf, bevor es „ans Eingemachte“ gehen kann.

Die Verwickelte Geschichte, beschreibt z. B. ein Missverständnisse oder eine unangenehme/peinliche Situation. Zuhörer lieben Verwicklungen, weil sie sich selbst wiedererkennen (Rieseneinkauf auf dem Kassenband ausgeladen und Portemonnaie vergessen, einen sehr bekannten Menschen falsch angesprochen/nicht erkannt, den Seniorchef geduzt…). Bei dieser Art von Geschichten darf man übertreiben, es darf eine gehörige Portion Humor und Selbstironie enthalten sein.

Alle Märchen, Mythen, Fabeln können Story genutzt werden und ebenso die Historie, die Geschichten von Menschen und menschlichen Gemeinschaften.

Eine weitere Form von Geschichten ist die Heldenreise. Hier wird sie sechs Schritten beschrieben und mit einem Beispiel, welches in Klammern gesetzt ist, erläutert. Schritt (1) Bewusstsein beschreibt den Auslöser der Handlung. Dies kann z.B. ein  Mangel, eine Schädigung, Verbotsverletzung sein. (Ein Chef trifft Entscheidung, die von Mitarbeitern nicht anerkannt ist.) Es folgt Schritt (2) das Verlassen der Basis. Der Held ist mit einer Gegenhandlung beauftragt. (Ein Verantwortlicher wird gewählt, um Beispiele aus vergleichbaren Firmen zu sammeln, bei denen so entschieden wurde, wie die Mitarbeiter es auch in dieser Firma wünschten.) Schritt (3) beschreibt die Entdecken des rechten Ortes. Der Held muss sich entscheiden, Er hat mehrere Strategien, wird auf die Probe gestellt und bekommt Hilfe. ( Verantwortlicher erfährt, dass die Mitarbeiter in anderen Firmen noch umfassender an Entscheidungen beteiligt werden. Er wird auf Grund seiner Kompetenzen abgeworben. Ein alter Freund öffnet ihm die Augen, welche Konsequenzen diese Entscheidung für sein gesamtes Leben hätte.) Im (4) Schritt erfolgt der Kampf um die Nahrung. Der Held gelangt an den rechten Ort und trifft dort den Gegenspieler. ( Verantwortlicher konzentriert sich wieder darauf, die erfolgreichen Beispiele für das aktuelle Anliegen zusammenzutragen und stellt diese dem Chef vor.) Im (5) Schritt kommt es zum Erfolg. Der Gegenspieler wird besiegt, der Mangel behoben. (Chef und Verantwortlicher finden einen Kompromiss.) Abschließend wird in Schritt (6) die Rückkehr beschrieben. Der Held wird für die Taten belohnt. (Kollegen akzeptieren den Kompromisse und loben das Ergebnis.)

Wenn man die Heldenreise verkürzen möchte, um diese z.B. zum Einstieg in ein Meeting zu nutzen kann die folgende Kurzform  in 4 Schritten ähnlich wirkungsvoll sein.1 Jemand: eine Person, Gruppe, Institution (Anwohner einer Spielstraße, deren Kinder noch im Kindergarten, Vorschule und Grundschulalter sind, …) 2 Wollte: Suche, Wunsch, Ziel (wollten, dass die durchfahrenden PKW, LKW und Fahrräder Schrittgeschwindigkeit einhalten) 3 Aber: Komplikation, Hindernis, Konflikt (In der Spielstraße sind auch eine Arztpraxis und ein Kiosk ansässig. Die Inhaber der Praxis und des Kiosks sehen sich nicht in der Lage und in der Verantwortung, alle Patienten und Kunden auf die Straßenverkehrsordnung hinzuweisen. Ihnen ist es wichtig, dass die Patienten und Kunden ohne Hindernisse zu ihnen gelangen können. Bis eines Tages ein Kunde des Kiosks mit seinem Fahrrad über einen über die Straße rollenden Ball stürzt und sich die Beine aufschürft) 4 Daher: Resultat, Höhepunkt, Lernen, Beschluss (Für die Anwohner ist damit der Beweis gegeben, dass die Sicherheit der Kinder und auch der Erwachsenen in dieser Spielstraße eingeschränkt ist und sie sogar lebensbedrohlichen Situationen ausgeliefert sein können. Sie stellen einen Antrag bei der Stadt, in dieser Straße massive Maßnahmen zur Temporeduzierung vorzunehmen und fordern mehrere Blumenkübel oder vergleichbar große Hindernisse aufzubauen.)

Wann und wo können Geschichten genutzt werden?

Da das Storytelling uns in der Kommunikation befähigt Informationen besser zu behalten, gibt es fast keinen Ausschluss. Geschichten können fast überall genutzt werden. Im  Fachvortrag, können Informationen auf interessante und spannende Weise verpackt werden. Dies kann neugierig machen, Botschaft transportieren, die später zur Diskussion einladen. In einem Meeting kann eine Story bewirken, dass sich die Kolleg*innen anders einbezogen fühlen. Dies kann sie zum Mitdenken und Mitentwickeln anregen. In einer (Gesellschafts-) Rede ermöglicht eine Story die Identifikation mit der Geschichtenerzählerin und der Situation. Im Coaching können Storys hilfreich für eine Problemlösung sein. In der Beratung oder Verkauf können Geschichten Neugierde wecken, Vertrauen aufbauen und so eine Kundenbindung herstellen.

Und so gelingt es gute Geschichten zu erzählen. Es benötigt etwas Talent und Wissen. Das Wissen eignet man sich durch das Beobachten von anderen Geschichtenerzählern  an. Man erstellt sich Mustervorlagen und kopiert diese.  Darüber hinaus ist es hilfreich, sich im narrativen Denken zu üben. Dies bedeutet z.B., dass man das Projekt, an dem man gerade arbeitet, nicht in Zahlen, Daten und Fakten darstellt, sondern als Geschichte und ebenso die Zahlen des Unternehmens z.B. als Reisebericht: In welchem Abenteuer steckt es da gerade?

Und zu guter Letzt: Don`t tell your Story, be your Story! Lebe und liebe Deine Geschichten.

Quelle

  • Birkenbihl, V.F. (2004): ABC-Kreativ, Kreuzlingen/München, Goldmann
  • Frenzel, K., Müller, M., Sottong, H. (2006): Storytelling, München und Wien, Hanser
  • Herbst, D. G. (2014): Storytelling, München, UVK-Verlagsgesellschaft
  • Masemann, S., Messer, B. (2009): Improvisation und Storytelling im Training und Unterricht, Weinheim und Basel, Beltz Verlag
  • Simon, C.P., Weiß, B. (2021): Kreativität, Geo Wissen
  • Stevenson, D. (2008): Die Storytheater Methode, Offenbach, Gabal Verlag

 

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Copyright 2024. Diplom Sprechwissenschaftlerin Tomma Hangen

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