Lessons Learned
- Die Lust des (Mit-)teilens
- Souverän durch den Small Talk: Einstieg – Verlauf - Ende
- Klarheit im Umgang mit der Themenauswahl
- 6 Tipps für einen gelungenen Small Talk
„Die Franzosen, aus deren Salons das kunstvolle Geplauder eigentlich kommt, hatten von jeher ein gelasseneres Verhältnis zur bloßen Form als wir Deutsche, die uns gern die Angst vor zu wenig Tiefe umtreibt.“ (VHS Oldenburg Jahresprogramm, M. Müller) Einen wesentlichen Unterschied vom Smalltalk früherer Tage zu demjenigen von heute streicht ebenfalls die Expertin und Autorin Elisabeth Bonneau heraus. „In den feinen Salons des 19. Jahrhunderts vertrieb man sich die Zeit gerne mit geselligem Gedankenaustausch. Aber wer kann sich dafür heute noch die Zeit nehmen? Heutzutage ist eher das Geschick gefragt, in kurzer Zeit Kontakte herzustellen.“
Die Lust des (Mit-)teilens
Ein guter Smalltalk ist eine Brücke in der Kommunikation. Es beginnt mit kleinen, unauffälligen, leichten Äußerungen – hat aber immer die Chance zu einer echten Verständigung.
Smalltalk bietet einen harmlosen Einstieg in ein Gespräch. Gibt Gelegenheit, zum Kennenlernen, für eine erste Einschätzung des Gegenübers und eine erste Beziehung herzustellen.
Nicht umsonst heißt diese erste Phase eines Gesprächs „Warm-up“. Man nähert sich an, schafft Verbindung, tastet sich vorsichtig ab, lockert die Situation auf.
Bevor man auf die wichtigen Dinge zu sprechen kommt, verschafft Small-Talk eine kleine gemeinsame Auszeit. Niemand erwartet dabei, dass man besonders geistreich, originell oder tiefgründig ist.
Eine positive Haltung und ein gesundes Selbstbewusstsein erleichtern den Einstieg:
- Stellen Sie sich auf den Gesprächspartner ein und lassen Sie ihn/sie sich wohl fühlen.
- Je freundlicher Ihre Ausstrahlung, desto größer ist die Bereitschaft Ihres Gegenübers, ein Gespräch zu beginnen. Zeigen Sie durch Ihre Körpersprache Interesse und Anteilnahme.
- Ihre eigene Begeisterung steckt an und fördert beim Gegenüber das Mitteilungsbedürfnis.
- Reden Sie natürlich: so, wie Sie es gewohnt sind - und nicht so, wie Sie glauben, klingen zu müssen.
- Finden Sie zügig Gemeinsamkeiten heraus, hören Sie aktiv zu.
- Zeigen Sie Interesse am Erzählten.
Souverän durch den Small Talk: Einstieg – Verlauf - Ende
Einstieg
Niemand steht gerne für sich alleine. Sind Sie gerade im Gespräch mit anderen, bleiben Sie dennoch offen für neue Begegnungen. Stellt sich jemand zu ihrem Gesprächskreis dazu, zeigen Sie Ihre ganze Höflichkeit. Ein wohlwollendes Nicken, ein erster Blickkontakt und dann geben Sie einen kurzen Hinweis dazu, über welches Thema Sie gerade sprechen. Dies ist ein offenes und freundliches Angebot, mitzusprechen, sich einzubringen, dabei zu sein.
a. Situationsbrücke
Sprechen Sie etwas an, was sie beide in diesem Moment verbindet, schauen Sie sich um, hören Sie zu.
Beispiel Zugfahrt: Ihr Gegenüber liest. „Ach, von dem Buch habe ich schon gehört.“
Beispiel Feier: „Ach, haben wir uns letztes Jahr nicht auch schon hier getroffen?“
b. Gesprächsaufhänger
b.1) Universalaufhänger: „Kennen wir uns von…?“
Diese typischen, offensichtlichen Konstanten können immer wieder aufgegriffen werden: Veranstalter, Gastgeber, Essen, Getränke, Ablauf, Teilnehmer, Gäste, Ziel des Termins.
Beispiel für private Einladungen: „Woher kennst Du ...?“
Beispiel für Tagungen „Kennst Du den Ablauf? Gibt es eine Mittagspause?“
Beispiel für ein Event: „Tolle Musik/Show!“
b.2) Ice-Breaker
Stellen Sie einen Kontakt her, ohne jemanden zum Gespräch zu nötigen.
Beispiel Supermarkt: „Die Schlange ist heute aber besonders lang.“
Beispiel Vortrag: „Der Saal ist schon fast voll.“
Wichtig ist, dass Ihre Äußerung für sich stehen kann, so dass jemand sie aufgreifen kann, aber nicht muss, z.B.: nach einem Konzert: „Frische Luft tut jetzt gut.“
c. Begrüßung – Diese ausführliche Begrüßung folgt 4 Schritten. Sie gibt der anderen Person Informationen, an die er/sie anknüpfen kann:
- Gruß (passend zur Tageszeit und Situation, formell oder informell)
- Bezug zum Anlass („Ich bin hier, um…“, „Ich bin ein/e Freund/in von...“)
- Name + Informationen zur Person ( Hobby, Engagement, Beruf)
- Höflichkeitsformel („Schön, dass wir uns kennenlernen.“)
Verlauf
Wenn das angebotene Thema von dem anderen nicht angenommen wird, das Gespräch ins Stocken gerät? Bieten Sie ein neues Thema an, gewonnen aus dem, was Sie bereits gemeinsam erzählt haben. Denken Sie bei der Suche nach geeigneten Smalltalk-Themen in Clustern, dann fallen Ihnen auch Anrainer-Themen ein.
Beispiel: Welche fünf Begriffe fallen Ihnen spontan ein, wenn Sie an den Begriff „München“ denken? FC Bayern – Oktoberfest – Starnberger See – Isar – Englischer Garten.
Hier haben Sie die fünf Anrainer-Themen.
Und auch von diesen Einzelthemen lassen sich wieder logische und nah-liegende Anrainer-Themen finden. So können Sie sich von Thema zu Thema hangeln und behalten die Souveränität über den Smalltalk.
Sie können den Smalltalk auch mit Hilfe von klug gestellten Fragen lenken, indem Sie auf ein Thema gezielt hin oder auch weg von einem Thema fragen, ein Thema vertiefen oder abkürzen. Es hilft, sich persönliche kleine Themen-Cluster zu bilden, in denen Sie sich gedanklich bewegen. Beispiele für Smalltalk-Fragen im Themen-Cluster können sein:
Fragen zum Ort
- „Wo haben Sie einen Parkplatz gefunden…?“
- „Wo finde ich das Programmheft…?“
Fragen zur Veranstaltung
- „Wie hat Ihnen der Beitrag des letzten Redners gefallen…?“
- „Können Sie mir etwas vom Buffet besonders empfehlen…?“
- „Wann ist die Pause zu Ende, geht das Rahmenprogramm weiter…?“
Fragen zur Anreise
- „Wie war Ihre Fahrt hierher…?
- „Wie pünktlich war Ihr Zug…?
Fragen zur Stadt
- „Wo kann ich hier Abend noch eine Kleinigkeit essen…?
- „Welches Restaurant empfehlen Sie mir…?“
Fragen zu Hobbies
- „Welche Sportart entspannt Sie am meisten…?“
- „Welchen Sport betreiben Sie…“
- „Was bevorzugen Sie mehr: Indoor- oder Outdoortraining…?“
Fragen zu Meinungen/Bewertungen/Vorlieben
- „Wie schätzen Sie xx ein …?“
- „Was halten Sie von…?“
- „Wie finden Sie…?“
Das Schöne am Smalltalk ist, dass es kein richtig oder falsch gibt. Überraschungen gibt es immer wieder. Es bleibt ganz einfach: Probieren Sie es aus!
Ende eines Gesprächs
Das Gespräch läuft rund, Sie haben ein wunderbares Thema gefunden, Ihr Gesprächspartner ist Ihnen sympathisch. Doch irgendwann wird es Zeit, zu gehen. Wie beenden Sie das Gespräch diplomatisch?
Bleiben Sie einfach ehrlich. Bedanken Sie sich für das Treffen und das Gespräch, so bleiben Sie in positiver Erinnerung. Sagen Sie, dass Sie noch weitere Gespräche führen wollen die diesem Termin. Dass Sie jemanden gesehen haben, dem Sie noch dringend heute etwas sagen müssen. Das ist verständlich und nachvollziehbar.
Einstiegssätze für den Ausstieg:
- Positiv beenden ð„… darüber sollten wir nochmal ausführlicher sprechen“.
- Interesse am Gespräch deutlich machenð „Es war sehr nett und interessant mit Ihnen zu sprechen.“
- Achtung und Wertschätzung ausdrücken ð „Danke für das tolle Gespräch.“, „Ein so offenes und herzliches Gespräch am heutigen Abend – Danke…!“
- Gute Wünsche mit auf den Weg geben ð „Ich wünsche Ihnen noch einen geselligen Abend und eine interessante Veranstaltung.“
- „Ich hoffe, wir können unser Gespräch später fortführen, und jetzt werde ich….“
- „Eine so nette Begegnung mit Ihnen. Da werde ich mich gerne daran erinnern. Hier haben Sie meine Visiten-Karte….“
- Hunger / Durst ð „Wir sehen uns später noch. Ich muss mich dringend stärken.“
- Uhrzeit ð „Oh, es ist schon spät geworden.“
Klarheit im Umgang mit der Themenauswahl: brauchbare und unangebrachte Themen
brauchbare Themen
Was zeichnet ein gutes Thema für ein Smalltalk aus? Bei einem guten Thema können viele Menschen mitreden, es setzt kein besonderes Wissen oder Fachkenntnisse voraus. Sie müssen kein Experte sein, um mitreden zu können. Und, selbstredend, es verletzt niemanden. Weder Anwesende noch andere Menschen. Fangen Sie allgemein mit einem Thema an, und verfeinern Sie Schritt für Schritt das Gespräch. So bekommt Ihr Small-Talk ganz elegant den gewünschten Tiefgang.
Fast alle Themen sind geeignet: Sehnsüchte, Träume, Urlaub, Reisen, Wetter, Natur, Tiere, Orte, Beruf, Freizeitaktivitäten, Bücher, Filme, Künstler, regionale Gaststätten/Kneipen, regionale Ereignisse, Kino, Theater, Musik, Essen…
Das Thema sollte Sie selbst interessieren, niemanden verletzten und keinen der Anwesenden diskriminieren.
Wechseln Sie das Thema, damit das Gespräch interessant bleibt.
Finden Sie für den Wechsel logische Anschlüsse. Eine Höflichkeitsformulierung bei Themenwechsel ist z.B. die Frage: „Was macht eigentlich…?“
ACHTUNG! Dies ist ein Gesprächsbruch! „Wo Sie das gerade sagen, fällt mir ein...“ „Als wir in XY in Urlaub waren, ist uns das auch passiert. Jetzt waren wir in ...“Stichwort des/der anderen aufgreifen und eine Kehrtwende zum neuen Thema machen.
unangebrachte Themen
Natürlich bleibt es spannend, im Diskurs zu leben, Dinge zu hinterfragen und Meinungen zu diskutieren. Doch Sie befinden sich in der Phase des Small-Talks. In dieser Phase ist alles unpassend, was die Atmosphäre vergiftet oder andere ausgrenzt
Politische und religiöse Überzeugungen
Das Resultat eines solchen Gesprächs sind meist Diskussionen, die vom Hundertsten ins Tausendste führen und am Ende kein Fazit hervorbringen, mit dem alle Beteiligten leben können. Im privaten Kontext mag das noch in Ordnung sein, doch beruflich wird es Sie keinen Schritt voranbringen.
Krankheiten
Auch wenn Sie es gut meinen – das gesundheitlichen Befinden ist privat und ein riskantes Gesprächsthema.
Familie und Privatleben
Smalltalk rund um Familie und Privatleben ist nur dann angebracht, wenn Sie Ihren Gesprächspartner bereits kennen und sich Ihre Bekanntschaft nicht ausschließlich auf das Berufliche beschränkt.
Protzereien über Geld, Haus und Karriere
In unserem Kulturkreis ist es nicht üblich, über Geld und allem, was damit einher geht, zu sprechen. Sie wollen ja nicht eingebildet wirken oder dem Gesprächspartner das Gefühl vermitteln Sie seien besser oder müssten sich profilieren.
Ekeliges und Anstößiges
Keiner möchte ekelerregende oder anstößige Details von seinem Gegenüber erfahren.
Klatsch und Tratsch
Gossip und Klatsch über Abwesende (und natürlich auch Anwesende) – Damit ist jedem klar, dass Sie bei der nächsten Gelegenheit über ihn oder sie genauso herziehen werden.
Witze
Humor bleibt eines der schwierigsten Formate. Bleiben Sie damit zurückhaltend, denn (schlechter) Humor ist alles andere als ein Kennenlern-Einstiegs-Booster.
Smalltalk lernen: 6 Tipps für einen gelungenen Smalltalk
Zeigen Sie Persönlichkeit
Die Persönlichkeit ist der Navigator des Smalltalks. Je stärker Ihre Persönlichkeit ausgeprägt ist, umso mehr werden Sie Anerkennung und Vertrauen genießen.
Ihr Ton macht die Musik
Ist die Sprechweise monoton, erzeugt sie Langeweile. Ist sie hart und zu laut, kommt leicht Widerspruch auf. Variieren Sie das Sprechtempo und die Lautstärke.
Konzentrieren Sie sich
Konzentration ist die Essenz unserer Sprache. Sie speist den Sender, der unsere Gedanken und Worte zum Empfänger funkt. Zerstreutheit macht das Sprechen teilnahmslos und routiniert. Aus den Gesprächen wird ein Gerede.
Bauen Sie Ihr Sprachbewusstsein aus
So, wie Sie sprechen, so führen Sie! Missgunst, Ablehnung, Zuneigung, Begeisterung, Ruhe und Panik: All das kann durch unsere Sprache ausgelöst werden. Machen Sie sich bewusst, welche Worte verletzen, ungerecht wirken, Widerstand provozieren und welche Worte aufbauen, motivieren und inspirieren.
Geben Sie Anerkennung
Anerkennung ist eine Energiequelle, die oft vergessen oder unterschätzt wird. Haben Sie es nicht schon einmal selbst erlebt? Sie haben ein Tief, sind wie am Boden zerstört, und dann kommt jemand und gibt Ihnen eine Anerkennung. Das gibt wieder Auftrieb.
Bleiben Sie glaubwürdig
Glaubwürdigkeit ist wohl eine der kostbarsten Tugenden. Wir sollten den Mut zur Wahrheit haben. Das macht unsere Ausstrahlung aus. Kleinliche Lügen beschneiden die Größe eines Menschen.
Quelle
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Birkenstock, R.; Quick, I. (2015): Mit Small Talk zum Big Talk. Göttingen, BusinessVillage
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Bonneau, E. (2005): Erfolgsfaktor Smalltalk: Mühelos Kontakte knüpfen. München, Gräfe u. Unzer
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Lermer, S.; Kunow, I. (2003): Small Talk, Nie wieder sprachlos. Freiburg, Haufe
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Müller, M. (2012: Volkshochschule Oldenburg, Jahresprogramm. Oldenburg
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Nölke, M. (2006): Small Talk, Die besten Themen. München, Haufe