von

„Und bitte denken Sie an die Macht Ihrer Stimme, Ihren ureigenen stimmlichen Fingerabdruck.

Stimme verführt. Stimme überzeugt. Stimme hat Macht.“

Lessons Learned

  • Wie wird die Wirkung der Stimme erzeugt?
  • Wie entsteht die Stimme und welche Faktoren beeinflussen sie?
  • Wie kann man die Stimme trainieren?

Wirkung der Stimme: stimmliche Macht

Die Vorstellung, dass es sich bei der Stimme um ein beherrschbares Instrument handelt, ist weit verbreitet. Man möchte, unabhängig von der jeweiligen Situation, auf diesem Instrument spielen können. Es soll immer funktionieren. Dabei ist die Stimmfunktion von vielen Faktoren abhängig. Der Anatomie des Kehlkopfes und Ansatzrohres (Mund-, Rachen-, Nasenraum), der Konstitution, der Situation und vielem mehr. Die Stimme kann als Barometer der Seele beschrieben werden. Sie kann Gläser zerbersten lassen, Gehör verschaffen, kann Sympathien wecken, überzeugen, begeistern, verschrecken, verschließen.

Man hört eine Stimme und fühlt sich hingezogen, abgestoßen, geführt, überzeugt, motiviert, verführt. Wodurch entstehen diese Gefühle?
Die Klangqualität (a), Stimmlage und Lautstärke (b) sowie das Sprechtempo (c) und die Aussprache (d) machen die Wirkung der Stimme aus.

  • Klangqualität: Zu wenig Spannung in der Stimme lässt diese verhaucht, reibend, rasselnd oder weich klingen. Zu viel Spannung in der Stimme lässt die Stimme belegt, rauh, knarrend, gepresst ertönen. Eine angemessene Stimmspannung bewirkt einen klaren, vollen, abwechslungsreich Klang.
  • Stimmlage und Lautstärke: Eine hohe, leise Stimme kann hilflos wirken wohingegen eine hohe, laute Stimme Euphorie oder Panik auslösen kann.Eine Stimme, die angemessen laut und locker, tief ertönt wirkt sachlich und souverän. Wird die Stimme weiter abgesenkt, kann sie vertrauensvoll wirken.
  • Sprechtempo: Spricht ein Mensch langsam wirkt dies einerseits überlegt, bedacht oder pathetisch/pastoral und andererseits gelangweilt, unvorbereitet oder uninteressiert. Spricht jemand schnell wirkt dies einerseits engagiert, mitreißend oder motivierend und andererseits gehetzt, ungeduldig oder oberflächlich.Wählt ein Mensch ein angemessenes Tempo unterstreicht dieses die Souveränität, Sachlichkeit und Glaubwürdigkeit.
  • Aussprache: Eine nuschelige, undeutliche Aussprache bewirkt, dass eine Person und ihre Inhalte als lässig wahrgenommen werden. Es kann auch dazu führen, dass sie als zu cool und somit uninteressiert oder gelangweilt erscheint. Spricht ein Mensch hingegen überdeutlich, bewirkt dies eine Überhöhung. Die Inhalte und Person werden als eitel oder besserwissend wahrgenommen. Eine klare Aussprache unterstreicht die Sachlichkeit und Glaubwürdigkeit einer Person. Dabei können Regionalität und muttersprachliche Akzente die Echtheit unterstreichen und somit das Vertrauen in die Person und Inhalte vergrößern.

Wie entstehen der Ton und Klang und wodurch werden diese beeinflusst?

Entstehung des Tones

Die menschliche Stimme (lat. vōx, griech. φωνή phoné) wird durch die Schwingung der Stimmlippen erzeugte. Diese Schwingungen (Primärton) werden im Ansatzrohr (Mund-, Rachen- und Nasenhöhlen) moduliert. Um einen Ton zu erzeugen, versetzt die aus der Lunge strömende Luft die bis auf einen schmalen Spalt geschlossenen Stimmlippen in Schwingungen, ähnlich dem Rohrblatt eines Holzblasinstrumentes. Je entspannter die Stimmlippen sind, desto langsamer schwingen sie und der Grundton des Klanges wird tiefer. Bei höherer Spannung schwingen sie schneller und der Ton wird höher.

Was beeinflusst den Klang?

1) Körperspannung und Körperaufrichtung, Körperhaltung, Stand

Sobald Muskelgruppen im Körper ihren Spannungszustand ändern wirkt sich dies auf die Spannung der Stimme (Kehlkopf, Stimmlippen) aus. Insbesondere der Mundboden, die Zunge, Schultern und Nacken, das Zwerchfell, der Beckenboden , die Knie und Füße ( . . . Schuhe, Absatz . . ) beeinflussen die Funktion des Kehlkopfes.

2) Körper, Ansatzrohr, Kehlkopf, Atmung, Wahrnehmung (hören und fühlen)

Die Anatomie des Körpers und somit auch die Form des Ansatzrohres (Mund-, Rachen-, Nasenraum) und die Größe des Kehlkopfes beeinflussen den Klang, die Resonanz und Raumfülle, den Charakter und die Stimmlage der Stimme. Die Atmung beeinflusst durch ihre Qualität, stockend vs. fließend, gepresst vs. locker den Stimmklang. Die Wahrnehmung der Stimme über den auditiven und taktil - kinästhetischen Kanal verändert nicht die Stimme macht Sie dem Sprecher, der Sprecherin aber vertrauter.

3) individuelle Konstitution, Gesundheit, Persönlichkeit, innere und äußere Haltung, Emotionen,

Die Fitness und Gesundheit wirkt sich auf Ihre Körperspannung und auf Ihre Emotionen aus und somit unmittelbar auf Ihre Stimme. Lage, Lautstärke, Qualität verändern sich. Ihre Persönlichkeit und Ihre Haltung zu Themen, Menschen und Situationen wirken ebenfalls auf ihre Emotionen und diese drücken sich wiederum durch Körperspannung aus und somit werden auch diese Seiten hörbar.

4) Räume, Mitmenschen, Gesprächspartner, Zielgruppe, Umwelt

Die Situation, in die sie sich begeben wirkt einmal emotional auf Sie und damit natürlich auch wieder über die dadurch ausgelöste Spannung auf ihre Stimme. Räume und Umwelt wirken durch die Luftqualität auf Ihre Schleimhäute und dadurch auf Ihre Stimme. Die Größe des Raumes und die Akustik fordert von Ihnen eine angemessene Lautstärke und ist somit ebenfalls ein Einflussfaktor.

 

Wie kann man die Stimme trainieren?

Stimmtraining ist ein übendes Verfahren, vergleichbar mit dem Erlernen und Üben eines Instrumentes. Beim Stimmtraining geht es darum, einen gesunden Umgang mit der Stimme zu erlernen und die Stimme zu stärken und ihre Ausdruckskraft zu entwickeln. Je schneller sich ein Erfolg und eine Veränderung einstellen soll, desto konsequenter müssen die Übungen durchgeführt werden. Für Laiensprecherinnen und –sprecher sollte es bei einer Übungsphase (10 – 30 Minuten) pro Tag bleiben.

Körper – aufrichten und lockern

Je nach Körpertonus muss Spannung ab- oder aufgebaut werden. Die Durchlässigkeit des Körpers sollte gegeben sein. Das bedeutet, dass alle Gelenke beweglich sind und der Stand oder das Sitzen flexibel bleibt und nicht starr. Ebenso sollte der Rumpf und Nacken aufgerichtet sein, so dass die Stimme leicht und frei aus dem Körper rausgetragen werden kann.

Atmung

Bauchatmung im Liegen, Sitzen oder Stehen

Tiefe Bauch- und Flankenatmung wirkt der Kurzatmigkeit entgegen, reduziert Spannungen und schafft breite Voraussetzungen für Sprechen ohne Anstrengung. Legen Sie sich auf eine Matte, setzen Sie sich bequem auf einen Stuhl und lehnen Sie sich an, legen Sie die Hände auf Nabelhöhe so auf die Bauchdecke, dass sich die Fingerspitzen berühren. Konzentrieren Sie sich auf die Hände und versuchen Sie, die Einatmung dorthin zu lenken. Bei jeder Einatmung dehnt sich der Körper aus, sodass Ihre Fingerspitzen sich nicht mehr berühren.

Kirschkern spucken

Reflektorisches, automatisches Atmen: Husten oder Lachen Sie und fühlen Sie dabei das schnelle Anspannen und Lösen des Bauches. Diese Automatische Bewegung benötigen Sie für die folgende Übung. Sie atmen auf fffff-t aus, nutzen den Impuls des „t“, um den Bauch anzuspannen und diese Spannung wieder zu lösen. Zum Einatmen lassen Sie den Kiefer locker fallen und die Luft durch den Mund flink wieder einströmen (passiver Vorgang). Dies kann auch mit Ausrufen oder Wörtern, die auf Plosive enden z.B.: hopp, stopp etc. geübt werden.

Atempausen verlängern

Atmen Sie im Sitzen tief und langsam ein und aus. Nehmen Sie dabei wahr, wie die Bauchdecke sich hebt und senkt. Nach jeder Ausatmung machen Sie eine Atempause, die so lang ist, wie es Ihnen guttut. Atmen Sie so einige Zeit langsam weiter. Eine verlangsamte Ein- und Ausatmung beruhigt und baut Stresssymptome ab. Verlängern Sie nun die Pause nach der Ausatmung so lang, wie es Ihnen noch angenehm ist.

Anti – Stress – Atmung

Atmen Sie langsam in den Bauchraum ein und aus. Stellen Sie sich darauf ein, ruhig zu sprechen. Sehen Sie das Publikum an und nehmen Sie ich die Zeit einige Male langsam ein und auszuatmen. Konzentrieren Sie sich auf Ihre Ausatmung. Anstatt sich voll zu pumpen, atmen Sie aus, bevor Sie zu sprechen beginnen!

Sprechatmung während eines Vortrags

Wenn Sie spüren, dass Sie während eines Vortrages oder Beitrages wieder kurzatmig werden, machen Sie eine kurze Sprechpause, atmen Sie ganz aus und machen Sie danach eine bewusste Atempause. Die nächste Einatmung erfolgt dann in den Bauchraum. Ihre Zuhörer werden diesen kurzen Zeitraum als Konzentrations- und Gedankenpause werten und sind oft dankbar, wenn sie beim Zuhören eine Pause machen dürfen.

Stimme aufwärmen und kräftigen

Zu Beginn jedes Einsprechens gilt es zu testen in welcher Stimmung die Stimme ist dafür lassen sie Ihre Stimme auf ein [m] tönen. Aus dieser Stimmungslage wird dann die Stimme (Resonanz, Kraft) entwickelt.

Stimme aufzuwärmen

Summen und brummen Sie in unterschiedlichen Tonhöhen und nutzen Sie dafür folgende Laute: M, L, N, W. Wenn die Stimme gut anspricht hängen Sie noch Vokale [o ,u ,a] an die Konsonanten

Gähn Übung

Streichen Sie einige Male mit flachen Händen von oben nach unten über ihr Gesicht und achten Sie darauf, dass der Unterkiefer nach unten fallen kann. Lassen Sie ein befreiendes Gähnen zu. Es sollte weder ein unterdrücktes Anstandsgähnen sein, noch sollte der Mund gewaltsam aufgerissen werden.

Lippenflattern

Lockeres flattern der Lippen erst ohne, dann mit Stimme (Pferdeschnauben, Spielzeugauto imitieren). Dies entspannt die gesamte Gesichtsmuskulatur und damit auch die Stimme.

Kau Übung

Machen Sie lockere Kaubewegungen und summen sie ein »m«. Beobachten Sie die Vibrationen bei diesem »m« und nehmen Sie den Klang und die Ausbreitung der Resonanzen bis ins Becken war.

entspannte Sprechstimmlage finden

Vorstellung: jemandem zuhören und bejahend bestätigen: „mhm“, diesen Ton verlängern und im Körper klingen lassen – wenn die eigene Sprechstimmlage gefunden ist entstehen besonders viele Resonanzen,     der Körper klingt sehr gut mit.

Aussprache

Maulakrobatik (stimmunterstützende Artikulation vorbereiten)

Yoga für das Gesicht „Zitrone und Nussknacker

Knautschen Sie das ganze Gesicht zusammen, als wollten Sie eine Zitrone auspressen, anschließend öffnen Sie den Kiefer wie bei einem Nussknacker aus dem Erzgebirge. Beide Bewegungen etwas halten und einige Male wiederholen.

Lippen aktivieren

Spitzen Sie Ihre Lippen und ziehen Sie diese anschließend in die Breite, ohne dabei die Zähne zu zeigen. Ziehen Sie Ihre Mundwinkel abwechselnd nach hinten, so als wollten Sie skeptisch gucken.

Artikulation

Durch überdeutliches Sprechen von Vokalen vergrößern Sie die Mundöffnung und unterstützen damit die Stimme aus Ihrem Körper rausgetragen zu werden. Durch überdeutliches Sprechen von Konsonanten erhöhen Sie die Sprechspannung und können dadurch damit Deutlichkeit verbessern.

Artikulieren Sie präzise und dental

Durch eine präzise und konsonantische Artikulation geben Sie den Worten und Wörtern Form und Gestalt. Ihre Aussprache wird durch die Betonung der Konsonanten präziser und verständlicher. Durch konsonantisches und dentales (durch Hilfe der Zähne geformte Laute) Sprechen konturieren Sie ihre Aussprache. Beispiel für solches Sprechverhalten sind Nachrichtensprecher, Schauspieler, Lehrerinnen und Lehrer und Kabarettisten. Das Gegengenteil dieses auch pointierten Sprechansatzes ist das vornehmlich vokalische Gebrabbel von Kleinkindern. Sie können die Welt noch nicht erfassen und müssen sich mit unbestimmten Lautungen zunächst begnügen.

Text für eine Sprechübung, die stark konsonantisch ausgerichtet ist:

"Mit Kisten und Kasten,

ohne zu rasten,

hasten die Reste der Gäste

durch die Wüste zur Küste."

(Stefan Wachtel, Sprechen und Moderieren in Hörfunk und Fernsehen)

Daumensprache unterstützt die passive Öffnung des Mundes. Dies ist mit jedem Text möglich. Sie legen Ihren Daumen als Platzhalter zwischen ihre Zähne. Dabei sprechen Sie so deutlich, als wäre diese Störung nicht zwischen Ihren Zähnen. Besonders wirkungsvoll ist dieses mit Texten die [a] lastig sind:

AEIOU

Tante Klara macht am Abend
manchmal sich ein warmes Bad,
radelt gern und mag Bananen
oder Ananassalat.
(Werner Halle)

Quelle

  • Hamann, C.: Fitness für die Stimme, München, 2011
  • Linklater, K. ((1976): Die persönliche Stimme entwickeln, München, Ernst Reinhard Verlag
  • Stengel, I., Strauch, T.: Stimme und Person, Stuttgart, 1996
  • Saatweber, E.: Einführung in die Arbeitsweise Schlaffhorst-Andersen, Idstein, 1994
  • Scheufel-Osenberg, M.: Die Atemschule, Mainz, 2005
  • Stefan Wachtel, Sprechen und Moderieren in Hörfunk und Fernsehen, Konstanz, 2000
  • Fischbacher, A. (2017): https://arno-fischbacher.com

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